Ulrike Ehrenberg, geb. 1966 in Stuttgart
Unfraglich ist fast jedes Werk der Künstlerin Ulrike Ehrenberg dem Menschen gewidmet. Obgleich sie sich zahlreichen Medien bedient, finden meist Personen ihr Abbild. Sie treten einzeln oder in Paaren, aber zumeist in Gruppen oder gar Massen auf. Es lohnt sich, näher an die vibrierenden Flächen heranzutreten, um die Vielfalt der einzelnen Figuren zu entdecken. Doch nicht nur die mannigfachen Größen, Formen und Farben, in denen sie auftreten, erzeugen ein Abbild unserer facettenreichen Welt. Faszinierend ist insbesondere ihre Interaktion unter- und miteinander, ihre aussagekräftigen Gesichtsausdrücke - teilweise mit nur einer Linie gemalt. Dabei verweigert es Ehrenberg meist, ihren Arbeiten Titel zu geben. Bei der Interpretation ihrer Werke sollen Betrachtende frei im Entwickeln eigener Gedanken sein.
"Mein Interesse gilt dem Individuum und dessen Integration in der Masse. Die knallbunten, kräftigen Figuren und die - in manchen Bildern unzähligen, verschiedenen Gesichter spiegeln das positive Potential wieder, das jeder in sich trägt und das - wie ich finde - grundlegend verbunden ist mit dem Recht auf persönlicher Freiheit.
Aber auch die transformierende Kraft und Energie des Kollektivs kommt zum Ausdruck, die wiederum nur durch die gelebte und respektierte Individualität des Einzelnen entstehen und wirken kann..." , so die Künstlerin.
Ulrike Ehrenberg hat an verschiedensten Orten dieser Welt künstlerische Projekte realisiert. Die Künstlerin verzichtet bewusst darauf, Interpretationen vorzugeben, doch kann der inhaltliche Fokus ihrer Arbeiten als Spiegel der Gesellschaft, als Blick in eine bunt-turbulente Zukunft, verstanden werden.
In interaktiven Projekten, in der Kooperation mit lokalen sowie von Intersektionalität betroffenen Gruppen, versucht Ulrike Ehrenberg positive Impulse zu setzen, zu Offenheit für Vielfalt und Veränderung zu inspirieren.
Eines von vielen Beispielen ist das nun schon dreijährige Textilkunst-Projekt "Nahtstelle", in dem sie mit geflüchteten Frauen kooperiert (vgl. Projekte).
Nach vielen Ortswechseln lebt Ehrenberg im süddeutschen Raum bei Stuttgart, wo sie seit 2014 unter anderem als freie Dozentin an der Kunstschule Labyrinth/ Kunstzentrum Karlskaserne in Ludwigsburg arbeitet.
Einbeinige Frauen zum Gruß
Von Martin Ganzkow
Derneburg. Eine ausgestreckte Hand hält einen nicht mehr ganz so frischen Blumenstrauß. Die bunten Blumenköpfe bestehen aus gelangweilt dreinblickenden Frauenköpfen und die Stiele ähneln langen Frauenbeinen. Einbeinige Frauen zum Gruß, das ist das Eingangsbild zu der Ausstellung von Ulrike Ehrenberg im Glashaus.
Die Künstlerin aus Kassel zeigt flächige plakative Malerei, bei der der Mensch und Menschenmassen im Mittelpunkt stehen. Ihre Bilder sind mit einfacher und schwungvoller Geste gemalt, voll von hintergründigem Humor. Die Gegenstände werden menschlich und lebendig, wie der Frauen-Blumenstrauss oder die aufsteigenden Luftballons aus fröhlichen Gesichtern.
Es geht lustig zu
Auch wenn sich Mensch und Mensch ganz nahe kommen, geht es lustig zu. Zwei große Profile von Mann und Frau mit weit aufgerissenen Augen sind sich bis auf die Nasenspitze auf die Pelle gerückt. Was angesichts dieser Dramatik zu einem klassischen Ehedrama ausufern könnte, wird von der Künstlerin durch die massenhafte Anwesenheit von kleinen Gestalten in den Köpfen der Protagonisten konterkariert. Die Haare der Frau bestehen aus dicht gedrängten Frauenköpfen ebenso der Bart des Mannes. In den Mündern der beiden tummeln sich weitere respektlose Figuren. Mit solchen Gestalten Im Hirn ist ein seriöser Streit nur schwer möglich: zu viele reden mit, und der persönliche Standpunkt hat nur noch wenig Bedeutung.
Auf vielen Bildern von Ulrike Ehrenberg wird deutlich: Ulrike Ehrenberg liebt die Massen und die Integration des Individuums in der Masse. Da scheint sie gute Erfahrungen in der Raver-Szene gemacht zu haben, in der sich Ulrike Ehrenberg in Südamerika und New York bewegt hat. Auf einem Trytichon schiebt sich eine unübersehbare Masse von Menschen durch einen engen Kanal, doch alle wirken fröhlich und entspannt. Die Frage einer einzelnen Frau in der Sprechblase "Where do we go?" gereicht zur großen Heiterkeit angesichts einer Situation, in der man keine andere Wahl hat, als dahinzugehen, wo alle hingehen.
Außerdem durchzieht ein alles verbindendes Element fast alle Bilder: ein organisch runder, mit konzentrischen Kreisen versehener Gegenstand, der von langarmigen Händen weitergereicht wird. Keiner, aber auch keiner versucht, diesen heilig wirkenden Gegenstand zu halten oder an sich zu reißen. Er gehört niemandem und allen zugleich und wird damit zum Symbol der Gemeinsamkeit und des Friedens. Da möchte man auch mal gerne anfassen...
Aktuelle und kommende Ausstellungen finden Sie unter AKTUELLES!
Vergangene Ausstellungen (Auswahl)
"Over the line", Novy Jicin, Tschechien
"women in the bastion", Novy Jicin, Tschechien
"une annèe pour la Paix", Montbèliard
Kulturscheune Fritzlar - Großformate und Objekte
Landratsamt Ludwigsburg - Gruppenausstellung
Benefizversteigerung, Frauen helfen Frauen e.V. - Großformate, Objekte, Textilkunst, Rathaus Stuttgart
"HOMO DIGITALIS", KOHI-Kulturraum, Karlsruhe - eine fotodokumentarische Gemeinschaftsarbeit
des Stahlbildhauers Stephan Diez und Ulrike Ehrenberg
Zeitsprung II, Kulturscheune Fritzlar
"on some days I´ve to cool down my brain" - Ludwigsburg, Eiskeller, FrauFrei und Stephan Diez
"Who is afraid of a friendly capitalism?" Jim Avignon and friends, Galerie Loyal, Kassel
Kunstmeile 2012, Kommödie, Kassel
"you are part of 7 billion", Trafo, Kassel
"FrauFrei im Glashaus" , Derneburg
"Hand in Hand in Heaven", Johanniskirche, Kassel
UPK-Kunstpreis, Kassel
"feel free to be", Dr.Schmidt, Kassel
"FrauFrei`s Salon", Atelierrundgang, Vorderer Westen, Kassel
d:gallery, Eröffnungsausstellung, Kassel
"International Networking Women", Weltfrauenkonferenz, Caracas, Venezuela
"KünstlerInnen für Vielfalt", Albert-Schweitzer-Haus, Wien
Artists for Freedom, Lennestadt
Artists for Freedom, Bensberg
"Kunst in der Kiste", Eschwege
"FrauFrei`s Salon", Kassel
"Zeitsprung-24Stunden", Kulturscheune, Fritzlar
Korbach, Kunstnacht
Mühlhausen, Thüringen, "Kunst in der Kiste"
Fritzlar, Scala-Variet
"want to give you something", Altes Amtsgericht, Homberg